Montag, 28. Januar 2008

Beeld & Ethiek (Kunstphilosophie)

Überlegungen zum Thema Bild und Ethik.

Michael Schulte AC+D 2de

1. Stellungnahme zu den Lesungen zum Film und zur Website
„beperkt houdbar“ von Sunny Bergmann

Der Film und die Internetseite bzw. Aktion „beperkt houdbar“ ist in vielerlei Hinsicht interessant, da er auf ein Problem aufmerksam macht, das in Zeiten von Massen-kommunikationsmitteln immer häufiger auftritt ... und nicht nur das Thema „Schönheit der Frau“, sondern generell auf das Thema des psychologischen Einflusses von Bildern auf
auf den Alltag und den Gemütszustand der Menschen, sowie öffentliche Meinungsbildung einer bestimmten Epoche aufmerksam machen will. Diese Meinung läuft oft konträr zu den Werten unserer Kultur und löst somit Diskussionen aus und an.

Der Film hat mich persönlich nicht besonders berührt, vielleicht weil ich keine Frau bin. Ich denke, dass es ein schwieriges Thema ist und prinzipiell ja auch nicht neu. Auf der einen Seite kann ich Frauen verstehen die sich gegen so eine Art von Manipulation durch Männerfantasien und Medien in Ihrer persönlichen Freiheit eingeschränkt fühlen. Dies ist ja anscheinend die Motivation der Filmemacherin, die nicht Dieselbe wäre, wenn Sie selbst ein „Bildschönes“ Mädchen wäre, dem heutigen Schönheitsideal entspräche und nicht Ihre Mutter schon in den 60er/70er Jahren der Schönheitsdiktatur der Medien den Kampf angesagt hätte. Allerdings ist Sie selbst, wie Sie sagt, auch hin- und hergerissen und erliegt ständig der Macht die diese Medien auf Sie ausüben. Ich finde es auch interessant, dass laut Umfragen gerade mal 2% der Frauen mit sich zufrieden sind und sich selbst für attraktiv halten. Ich Frage mich an dieser Stelle ob es daran liegt, dass die Selbstwahrnehmung dieser Frauen nun gut oder schlecht ist? Denn wenn man es einmal genau betrachtet entsprechen wohl auch nur 2% der Bevölkerung dem heutigen Schönheitsideal. Medien vermitteln allerdings den Eindruck als wenn jede Andere Perfekt aussieht – nur man selber nicht! Das Problem liegt meiner Meinung nach nicht nur daran das Menschen, Männern wie Frauen, Unreales für Reales verkauft wird, sondern auch darin, wie wir damit umgehen oder umgehen wollen. Dies fängt wohl schon bei der Erziehung an und ist ein weiteres Phänomen, das auf den übermäßigen Konsum von Massenmedien zurückzuführen ist.


2. Ethik als Maßstab

Die Frage der Ethik und Bild stellt sich sobald wir ein Bild oder besser gesagt ein Abbild von etwas machen. Sei es jetzt Real oder Fiktiv und in welcher Form auch immer. Jeder Mensch besitzt eine andere Vorstellung von Ethik obwohl es ja eher ein Sammelbegriff oder Instrument für das soziale Zusammenleben ist. Dort wo sich die Ansichten Überschneiden manifestiert sich die Grundethik, sozusagen das Fundament. Über die Grenzen dieses Fundamentes wird dann diskutiert, immer dann wenn diese Überschritten werden. Da diese Grenzen aber nicht Fest stehen sonder flexibel sind und ständig neu gesteckt werden
und es immer Menschen gibt die in dieser Frage eine Andere Meinung haben ist es so schwierig so etwas wie die Wahrheit über diese Frage heraus zu filtern. Der ethische Kern hat sich in den letzten 2000 Jahren nicht sonderlich verändert, die Grenzen er Ethik und Ansichten darüber jedoch schon. Was man daran sieht das es die Griechen geschafft haben die Ethik zu entwickeln und sich gleichzeitig Sklaven zu halten. Da die Ethik in den Bereich der angewandten Philosophie fällt taucht sie als Problemstellung sehr häufig auf, in uns selbst und schließlich kollektiv. Immer dann wenn unser Denken, Fühlen und dass daraus resultierende Handeln von Außen beeinflusst wird. Gerade in unserer westlichen Kultur kollidieren die allgemeine Ethik und die Freiheit des einzelnen. Was daran liegt das Menschen in den westlichen Staaten mehr Freiheiten genießen als in vielen anderen. Dieses passiert jedoch im Wechsel und macht es oft so schwierig darüber ein Urteil zu fällen. In wie weit schränkt die Freiheit eines Schöpfenden die Freiheit Einzelner oder auch Vieler ein und in wie weit dürfen diese die Freiheit des Schöpfenden einschränken? Da das Problem meist nicht greifbar ist wird für diese Dinge meist eine demokratische Lösung gebraucht. Sei es nun bewusst mit der Einführung von Gesetzen die dieses oder jenes verbieten oder billigen oder Unbewusst. Mit dem Begriff Unbewusst meine ich die zum einen die Gesetze des Freien Marktes wie Angebot und Nachfrage, aber auch die Manipulation durch die schon erwähnten Medien.Zu diesem Thema fallen mir viele Kampagnen, Künstler und Kunstwerke ein. Z. B. die Benetton Kampagne die vor einigen Jahren für Furore sorgte weil in ihr mit Bilder geworben wurde die aus Ethischer Sicht mit Sicherheit nicht verwerflich gewesen wären wenn Sie z. B. in den News, also Aufklären oder Dokumentarisch erschienen wären und nicht in einer Werbekampagne für Kleidung. Ich musste mich auch unweigerlich an einen den Film erinnern über den Fotografen James Nachtwey. Ich habe mich z. B. gefragt wie man es schafft trotz der inhaltlich schrecklichen Bilder sei Hauptaugenmerk auf den schöpferischen Charakter in Ihnen zu richten. Nachtwey hat sich ja selbst verurteilt in dem er sagte das er es eigentlich nicht gut findet vom Unglück anderer zu profitieren. Anscheinend sind es nicht die immer die Bilder selbst der Anstoß zu einer Ethischen Diskussion sonder in welchem Kontext Sie zu sehen sind oder gesehen werden!

Eines der ersten Themen das mir zu Bild und Ethik einfällt ist die Werbung. Ist es zum Beispiel vertretbar einen offensichtlich verrückte Clown wie Roland McDonald zu erlauben Kindern Milliarden von ungesunden Hamburgern zu verscherbeln (heute ist es Heidi Klum)? Oder Eierverpackungen mit artgerecht gehaltenem Federvieh zu schmücken, obwohl jeder weiß das die Hühner die diese Eider legen in ihrer eigenen Scheiße leben müssen und niemals das Tageslicht sehen? Ist es ethisch vertretbar Zigaretten und Alkohol Werbung zu produzieren die auf Jugendliche und Kinder abzielt? Ich denke nicht, es ist sogar unverantwortlich, es ist anscheinend auch nicht weiter schlimm. Da gefällt mir die autonome Opposition der Kunst, die der Gesellschaft mal den Kopf wäscht oder den Spiegel vors Gesicht hält oft ganz gut. Aber es ist ebenso unverantwortlich jede technische und Wissenschaftliche Entwicklung zu verteufeln und so zu tun als wäre Früher alles besser gewesen, denn das war es definitiv nicht – Moral muss man sich eben leisten können!


Die grenzen zwischen Konsum und Kunst verschwinden immer Mehr, denn was gestern noch Kunst war ist heute Design und umgekehrt. Kunst schöpft meiner Meinung nach aber ihre Kraft oft aus dem Nichts und nicht aus den Vollen. Allerdings gehört der Mythos des armen Missverstandenen Künstlers heutzutage eher wohl eher der Vergangenheit an. Selbst Van Gogh wäre dem Geld welches heute seine Bilder einbringen, wohl nicht abgeneigt gewesen. Andere hatten da eben mehr Glück und die Zeit in der sie es geschafft haben die Öffentlichkeit „ethisch“ zu schockieren überlebt. Anschließend nachdem sich dann alle einig waren das diese Künstler dann doch irgendwie Recht hatten wurden Sie mit Ruhm und Reichtum überschüttet und die Grenzen der Ethik hatten sich um ein Stück erweitert. Heute noch Leute zu schockieren gestaltet sich schwierig, da Menschen aufgrund der Reizüberflutung und Ihrer Ehrfahrung eher dazu neigen abzustumpfen, was, wie ich finde gefährlich werden kann. ethische Werte müssen von jeder Generation neu erworben werden und können durchaus verloren gehen. Bei der ganzen Diskussion kristallisiert sich aber eines ganz klar heraus ... will man Erfolg haben muss man schockieren, etwas anderes, neues hervorbringen ... oft eben auch auf kosten der Ethik.


3. Ethik, Bilder und Identität

Second Life ... Ich persönlich habe noch nicht den Drang verspürt mir dort eine Identität zu schaffen, womit ich schon beim richtigen Stichwort angelangt bin – Identität. Diese scheint vielen Menschen wohl nicht zu gefallen – zumindest Ihre eigentliche. Es ist meiner Meinung nach ethisch nicht fraglich wenn man den Wunsch hat jemand anderes zu sein und sich seine eigene Virtuelle Identität schafft und ein Bild von sich erschafft was einem eher zusagt. Das Problem fängt erst dann an wenn es Gesetzeswidrig wird, wenn Menschen die Freiheit die sie genießen anfangen zu Missbrauchen. Der Vortrag des Woensdag Programmas über Second Life handelte auch über Kinderpornografie, ein sehr emotionales Thema. Man sollte so etwas unterbinden ... ich denke da sind sich die Meisten Menschen einig. Mir stellt sich zu diesem Thema allerdings die Frage warum? Weil es Gesetzeswidrig ist? Ist es nicht auch Gesetzeswidrig tausende Menschen zu ermorden? Trotzdem spielen Millionen täglich Egoshooter Games in denen Sie blutrünstige Fantasien ausleben! Die eigene Identität scheint im Bezug auf Ethik und Bilder eine gewichtige rolle zu spielen den der Schaffende wie der Kosumierende streben danach sich zu identifizieren. Man bewertet Bilder danach ob man sich damit Identifizieren kann und man schafft Bilder um seine Identität Anderen zu übermitteln. Menschen haben nicht unbedingt den Drang Überdurchschnittlich zu sein sondern einfach nur Normal. Normalität ist in Bezug auf Kunst ethisch Korrekt jedoch auch meistens Langweilig. Menschen wollen doch anscheinend schockiert werden, sie sind sensationshungrig und neugierig. Wir sind und bleiben eben Voyeure und ein wichtiger Bestandteil der Kunst ist es doch zu polarisieren ...

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